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„Die Wände sind bis zwei Fuß hoch mit Lambris von poliertem Verde antico umgeben“ Ein in der römischen Antike genutztes Gestein im Thronsaal des Schweriner Schlosses?
“The walls are covered up to two foot with wainscot of polished Verde antico” A rock used during the Roman Empire in the throne room of the Schwerin castle?
expand article infoUlf Kempe
‡ Institut für Mineralogie, Freiberg, Germany
Open Access

Zusammenfassung

Spätestens ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war die Verwendung bekannter, bereits in der Antike genutzter Dekorgesteine oder von entsprechenden Stuckimitaten ein wichtiges Element in der Gestaltung von Repräsentationsräumen in Residenzschlössern, um den eigenen Herrschaftsanspruch zu betonen. Im Thronsaal des Mitte des 19. Jahrhunderts im Stil des Historismus umgebauten Schweriner Schlosses wurden für die Säulen und Wandverkleidungen im Unterschied zu den anderen Räumen nicht Holzvertäflungen oder Stuckmarmor beziehungsweise „Stucco lustro“, sondern natürliche Dekorgesteine eingesetzt. Nach einer zeitgenössischen Beschreibung sollen die sechszehn freistehenden Säulen aus carrarischem Marmor und die Sockelzonen der Wände aus klassischem „Verde antico“ bestehen. Letzterer ist ein im alten Rom und in der Antikenrezeption von der Renaissance bis in den Klassizismus hoch geschätzter sogenannter „antiker Marmor“ aus Griechenland. Zerstörungsfreie Untersuchungen mittels Raman-Spektroskopie belegen, dass es sich bei dem Material an den Wänden im Thronsaal tatsächlich um einen Ophicalcit, eine serpentinisierte und karbonatisierte Breccie eines basischen Ausgangsgesteines handelt, jedoch nicht um klassischen „Verde antico“ wie er in der Umgebung von Larisa in Thessalien vorkommt. Die tatsächliche Herkunft des Gesteins konnte bisher nicht geklärt werden. Wahrscheinlich wurde die Bezeichnung „Verde antico“ in der historischen Beschreibung bewusst gewählt, um das Material und dessen Bedeutung für die Raumarchitektur aufzuwerten.

Abstract

In the second half of the 18th Century, application of rocks already popular during the Roman Empire or their stucco imitations had become an important element in the decoration of representative rooms in castles of the rulers to underline their claim to power. Natural decorative stones were used as columns and at the walls in the throne room of the Schwerin castle rebuild in the middle of the 19th Century in the style of Historism. This was not the case with the other rooms of the castle where walls were decorated mainly with wooden panels and stucco marble. According to a historical report, the walls above the floor were covered by classical “Verde antico”. The latter rock is a highly estimated Greek “antic marble” used during the time of the Roman Empire as well as from the Renaissance to Classicism. Detailed investigation including Raman spectroscopy proofed that the material used in Schwerin is indeed a ophicalcite, a serpentinized and carbonated breccia of an ultrabasic rock, but not a classical “Verde antico” from the surroundings of Larisa in Thessalian. The true source of the rock could not yet be established. Probably, the material was referred to as “Verde antico” to underline its importance in the architecture of the room.

Schlüsselworte

Ophicalcit, Schweriner Schloss, Schleifmühle, Verde Antico

Keywords

grinding mill, ophicalcite, Schwerin castle, Verde antico

Einige Besonderheiten der bei der Errichtung und Ausstattung Mecklenburger Schlösser ver­wen­deten Materialien

In Mecklenburg waren sowohl die finanziellen als auch die natürlichen Voraussetzungen für die Errichtung und Ausstattung der von der Renaissance bis in das 18. und 19. Jahrhundert üblichen repräsentativen herrschaftlichen Bauten nicht in jeder Hinsicht günstig. Die Landschaft hier ist ganz wesentlich von eiszeitlichen und nacheiszeitlichen Überformungen geprägt. Der Untergrund besteht weit überwiegend aus Lockergesteinen wie Kiesen, Sanden und Tonen. Größere Vorkommen von verwertbaren festen Dekorgesteinen fehlen praktisch völlig. Die Tone eignen sich zur Herstellung von Ziegelsteinen, auch Holz ist reichlich vorhanden. Die Ziegelherstellung erfolgte in dem hier betrachteten Zeitraum noch ganz in der Nähe der Residenzstadt auf zwei Inseln des Schweriner Sees. Die wichtigsten, in typischer Backsteinbauweise damit errichteten Schweriner Kirchen – der Dom und die Schelfkirche mit den Grablegen der Mecklenburger Herzogsfamilie – offenbaren in ihrer Innenausstattung sehr anschaulich die geschilderten ungünstigen geologischen Verhältnisse. In der barocken, von 1708 bis 1713 errichteten Schelfkirche wurde der sonst damals in der Innendekoration üblicher Marmor bzw. Kalkstein durch gemalte Imitationen auf Holz ersetzt, ein zu dieser Zeit in vielen kleinen und auch größeren deutschen Kirchen aus Kosten- oder Materialgründen praktiziertes Verfahren. Im Schweriner Dom wurden zur teilweisen Auslegung der Fußböden mit Kalksteinplatten sogar alte Grabsteine verwendet (Abb. 1). Im 16. Jahrhundert musste der beim Umbau der Kirche des Schweriner Schlosses zwischen 1560 und 1563 verwendete Sandstein aufwändig aus Sachsen über die Elbe und ab Dömitz über den Landweg eingeführt werden. Auch sächsische Steinmetze und Bildhauer wurden zu den Arbeiten herangezogen (Lisch 1840, S. 53). Zwei Jahrhunderte später bestellte man 1768 wiederum Sandstein in Pirna, diesmal für die Fassadengestaltung und die zahlreichen Figuren am neu zu errichtenden Residenzschloss in Ludwigslust, erbaut von 1772 bis 1777. Und wieder waren sächsische Steinmetze und Bildhauer an den Arbeiten beteiligt. Auch der Transportweg über die Elbe bis Dömitz blieb derselbe. Das Schloss selbst wurde in bewährter Ziegelbauweise errichtet (Krohn 2016, S. 14f).

Abbildung 1. 

Der Ziegelsteinfußboden im Schweriner Dom ist optisch durch schmale Bänder aus Kalksteinplatten aufgelockert. Dabei wurden viele alte Grabsteine verwendet (Foto: Ulf Kempe).

Figure 1. The ground floor of the cathedral in Schwerin is made of bricks with pattern of limestone. Old tombstones are used for this purpose (Photo: Ulf Kempe).

Bei der inneren Ausstattung der herzoglichen Schlösser passte man sich den lokalen Gegebenheiten ebenfalls an. Während die Fußböden sowohl in Ludwigslust als auch in dem 1844–1857 im Stile des Historismus um- und ausgebauten Schweriner Schloss prächtige Holzintarsien aufweisen (Abb. 2), griff man in den Raumgestaltungen in Ludwigslust verstärkt auf die Nutzung von Papiermaché zurück. Daraus ließen sich unter Verwendung alter Akten, Gips und Leim Wandverkleidungen, Stuckaturen, Möbel, Uhren, Leuchter, Skulpturen und die verschiedensten Galanteriewaren kostengünstig herstellen. Stuck, Stein, Holz und Metall konnten mit Papiermaché täuschend echt imitiert werden (Krohn 2016, S. 22ff). Da die Kamine nicht aus brennbarem Material bestehen durften, wurden sowohl auf der Beletage in den Gemächern des Herzogspaares als auch in den Gästeappartements des 2. Obergeschosses die Rahmungen der Feuerstellen meist in Stuckmarmor ausgeführt. Nur in einigen wichtigen Räumen wie dem Wohnzimmer des Herzogs kam Naturstein zum Einsatz (Abb. 3). Weitere natürliche Dekorgesteine gelangten mit dem Ankauf ausländischer Möbel vor allem in Form von Tischplatten in das Schloss. Besonders hervorzuheben sind zwei französische chinoise Eckschränke (Paris um 1745, jetzt im Vorzimmer des ersten Gästeappartements aufgestellt), deren Tischplatten aus portugiesischer „Breccia Arrábida“ aus Setubal bestehen, einem Material, das seit 2022 zum Weltnaturerbe gezählt wird (Abb. 4).

Abbildung 2. 

Aufwändige Intarsien schmücken die Böden der Paradezimmer in den Residenzschlössern Ludwigslust (a Wohnzimmer des 1. Gästeappartements) und Schwerin (b Ahnengalerie im Festgeschoss; c Raum im Hauptgeschoss; Fotos: Ulf Kempe).

Figure 2. Elaborated marquetry decorates the floors of the apartments in residence palaces in Ludwigslust (a front room of the first guest apartment) and Schwerin (b ancestral portrait gallery on the Celebration floor; c room on the Main floor; Photos: Ulf Kempe).

Abbildung 3. 

Im Wohnzimmer des Herzogs im Schloss Ludwigslust wurde für die Kamineinfassung Naturstein verwendet, der sehr wahrscheinlich von einem skandinavischen Findling stammt. Es könnte sich dabei um Quarzdiorit handeln, wie er ganz ähnlich bei Narvik in Norwegen vorkommt (Foto: Ulf Kempe).

Figure 3. Natural stone material was used for the chimney in the front room of the duke of Mecklenburg in the Ludwigslust palace. Probably, a large block of an outlier from Scandinavia could be used here. The rock is possibly a quartz diorite similar to diorite occurring near Narvik in Norway (Photos: Ulf Kempe).

Abbildung 4. 

Einer von zwei in Frankreich als Lackmöbel im chinesischen Geschmack gefertigten Eckschränken im Vorzimmer des 1. Gästeappartements von Schloss Ludwigslust. Die Gesteinsplatte besteht aus klassischer Breccia Arrábida aus Setubal (Portugal). Das Gestein gilt seit 2022 als Weltnaturerbe (Foto: Ulf Kempe).

Figure 4. One of two corner cupboards now in the anteroom of the first guest apartment in the Ludwigslust palace. They were made in a chinois taste in France. The cover plate was made from classical Breccia Arrábida (Setubal, Portugal). The stone is considered as world natural heritage since 2022 (Photo: Ulf Kempe).

Bei den Kaminen aus Stuckmarmor wurden populäre, sogenannte „antike Marmore“ nachgebildet. Dabei handelt es sich um alle möglichen polierfähigen Gesteinsarten, die während der Antike insbesondere im Römischen Reich und in der Hauptstadt Rom selbst Verwendung fanden – ganz unabhängig von ihrer tatsächlichen petrographischen Natur. Die Palette reicht von weichen Karbonatsintern bis hin zu sehr harten Gabbros und Graniten. So imitierte man zum Beispiel am Kamin im Kabinett der Herzogswohnung vor der Galerie den durch sekundär entstandenen Chlorit und Epidot grünlich gefärbten „Porfido verde antico“ (auch Lapis Lacedaemonius oder Krokeischer Stein genannt), einen triassischen Metabasalt mit charakteristischen Plagioklaseinsprenglingen aus der Nähe von Krokees (Lakonien, Peloponnes, Griechenland; Paraskevopoulos 1965, Koutsivitis et al. 2016; Abb. 5a). Im Wohnzimmer des 1. Gästeappartements wurde „Giallo antico“ (Marmor numidicum), ein gelber Kalkstein aus dem Norden Tunesiens nahe der antiken Stadt Simitthu (heute Chimtou) und im Wohnzimmer der sogenannten Königswohnung „Portoro“ (Nero portoro), schwarzer goldgelb gefleckter Kalkstein aus dem Gebiet zwischen Porto Venere und Marola am Golf von La Spezia in Ligurien (Norditalien) nachgebildet (Abb. 5b, c). Bei den beiden letzteren Sorten handelt es sich um zwei weitere in der Antikenrezeption hoch geschätzte Gesteine. „Giallo antico“ wurde bereits im gesamten Römischen Reich häufig und gern genutzt, während „Portoro“ in Wirklichkeit kein klassischer „antiker Marmor“ ist. Seine Verwendung war in römischer Zeit wahrscheinlich nur auf das Gebiet unmittelbar um den Gewinnungsort beschränkt. Erst ab der Renaissance wurde das Gestein in größerem Umfang eingesetzt, wie zum Beispiel in der Kirche Chiesa del Gesù im nahen Genua.

Abbildung 5. 

Stuckimitationen klassischer antiker Gesteine an Kaminen in den Paraderäumen des Residenzschlosses Ludwigslust: a – Porfido verde antico; b – Giallo antico und c – Portoro (Fotos: Ulf Kempe).

Figure 5. Imitations in stucco of classical antique stones used for chimneys in the apartments of the Ludwigslust palace: a – Porfido verde antico; b – Giallo antico; c – Portoro (Photos: Ulf Kempe).

Auch in den Paraderäumen des Schweriner Schlosses trifft man wie in Ludwigslust häufig auf Stuckmarmor bzw. auf „Stucco lustro“. Beide Materialien wurden hier meist großflächig für Wandverkleidungen verwendet. Bemerkenswert für unsere Betrachtungen ist die naturgetreue Nachbildung von „Verde antico“, einem Dekorgestein aus Thessalien in Griechenland, im Bereich der Sockelzone in einem der Zimmer des Hauptgeschosses (Abb. 6). Für die Ausführung der Arbeiten in Stuckmarmor und „Stucco lustro“ wurden Spezialisten aus Florenz herangezogen (Stüler et al. 1869). Die Nutzung von echtem Naturstein im Schloss blieb auf Fensterbänke, Kamine, die Paradetreppe (die sogenannte Schwarze Treppe, beim Schlossbrand 1913 zerstört), die weiße Marmortreppe und den Thronsaal beschränkt (Stüler et al. 1869, Gehler 2017, S. 12f).

Abbildung 6. 

Stuckimitationen von klassischem Verde antico zusammen mit Giallo antico als Wandverkleidungen im Hauptgeschoss des Schweriner Stadtschlosses (links: Detail). Neben den hellgrünen Serpentint-Karbonatbildungen sind die typischen Bruchstücke von hellem Karbonat (Calcit) und dunklem Schiefer gut zu erkennen (Fotos: Ulf Kempe).

Figure 6. Stucco imitations of classical Verde antico and Giallo antico at the walls on the Main floor of the Schwerin castle (left side: detail). Within the groundmass of light green serpentine-carbonate intergrowths typical fragments of white carbonate (calcite) and dark slate are discernible (Photos: Ulf Kempe).

Die Schweriner Schleifmühle

Vor dem Hintergrund der geschilderten Umstände ist es überraschend, dass ab Mitte des 18. bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts in Schwerin harte kristalline Gesteine in größerem Umfang geschnitten, geschliffen und poliert wurden. Dazu diente die 1704 zunächst als Pulvermühle erbaute Mühlenanlage am Ausfluss des Faulen Sees am südöstlichen Rand des Schweriner Schloss­parkes, die später als Loh- und dann als Kornmühle genutzt wurde. In ihr ist nach 1748 auf Weisung von Herzog Christian Ludwig II. (1683–1756) eine Schneide- und Schleifmühle eingerichtet worden. Die Entstehung und Geschichte der Mühle wurden von Ralf Gehler ausführlich erforscht und dargestellt (Gehler 2017, Gehler 2019). Das wichtigste nutzbare Rohmaterial für die Schleifmühle waren eiszeitliche Findlinge, kristalline Gesteine magmatischen und metamorphen Ursprungs, die durch die Gletscher aus Skandinavien nach Mecklenburg transportiert worden sind. Wie schon der Name sagt, werden die oft tonnenschweren Blöcke meist nur zufällig gefunden – mit einer entsprechend unvorhersehbaren und daher nicht planbaren Varianz in der Häufigkeit, Größe und den Materialeigenschaften. Die großen Steine kamen aber offenbar häufig genug vor, um den Betrieb der Schleifmühle über mehr als einhundert Jahre sichern zu können. Meist wurden aus ihnen große Werkstücke mit ebenen und polierten Flächen geschnitten, die an Sarkophagen, Postamenten von Denkmälern, Wandverkleidungen (wie in der Blutskapelle des Schweriner Domes), als Tischplatten, Fensterbänke oder Treppenstufen Verwendung fanden. Aber auch kompliziertere Rundformen und verschiedene in Handarbeit gefertigte Galanteriewaren konnten hergestellt werden. Davon zeugen unter anderem mehrere Taufbecken in den Mecklenburger Kirchen wie das der im Jahre 1795 geweihten katholischen Kirche St. Anna in der Schlossstraße im Stadtzentrum von Schwerin (Abb. 7). Die auf dem Gelände der ehemaligen Schweriner Jesuitenpfarrei errichtete Kirche ist eng mit dem Namen des zum Katholizismus übergetretenen dänischen Priesters, Bischofs, Arztes und Naturforschers Nils Stensen (genannt Steno; 1638–1686) verbunden, der als Erster das fundamentale Gesetz der Winkelkonstanz in der Kristallographie formulierte und in Schwerin, wohin er 1685 gekommen war, starb.

Abbildung 7. 

In der Schweriner Schleifmühle aus einem Gneissfindling gefertigtes Taufbecken in der katholischen Kirche St. Anna in Schwerin. Für den Angriff wurde ein Stockknopf verwendet, wie sie laut Akten in größeren Mengen in der Mühle hergestellt wurden (Foto: Ulf Kempe).

Figure 7. The baptismal font in the Catholic Church St. Anna in Schwerin was cut from a gneiss outlier in the water mill in Schwerin. A knob for walking sticks produced according to historical records in larger quantities in the Schwerin mill was used for the handle (Photo: Ulf Kempe).

Wie eine Liste der Produktion der Schleifmühle von Johannis (24. Juni) 1802 bis Johannis 1803 belegt, wurden in Schwerin neben den „großen Arbeiten“ auch kleinere Petschaften, Stockknöpfe, Ringsteine, Dominosteine, Spielmarken, Leuchter, Tabatieren, Steinkabinette und „Doberaner“ Souvenirsteine produziert. Die Schleifmühle blieb bis heute erhalten, auch weil sie bereits bei ihrer Stilllegung dem damals entstandenen romantischen Mühlenideal entsprach (Gehler 2017). Um 1788–1790 verfasste der ab 1789 in Ludwigslust als Hofkomponist tätige, aus Leitmeritz in Böhmen stammende Antonio Rosetti (1750–1792) sein Violinenkonzert F-Dur, in dem unter anderem das Motiv einer Melodie enthalten ist, die nach der Bearbeitung um 1824 durch Ernst Anschütz (1780–1861) in Leipzig als Volkslied „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach“ noch während des 19. Jahrhunderts deutschlandweit bekannt wurde.

Natürliche Dekorsteine im Thronsaal des Schweriner Schlosses

Unter Großherzog Paul Friedrich I. (1800–1842) wurde die Residenz 1837 von Ludwigslust wieder zurück nach Schwerin verlegt. Dadurch machte sich der Bau eines neuen Schlosses notwendig, der ab etwa 1841 zunächst am Standort des heutigen Museumsbaus am Alten Garten begann. Unter Paul Friedrichs Nachfolger Friedrich Franz II. (1823–1883) wurde dann nach entsprechenden Planänderungen stattdessen die gesamte Anlage des alten Renaissanceschlosses auf der Schweriner Schlossinsel in zwei Etappen um- und ausgebaut. Die offensichtliche Absicht von Bauherr und Architekten war dabei, den Stil der Renaissance möglichst perfekt zu imitieren, was auf die Innenausstattung des hier näher zu betrachtenden Thronsaals in besonderem Maße zutrifft. Friedrich Stüler, Eduard Prosch und Hermann Willebrand schrieben in der im herzoglichen Auftrag 1869 erschienenen Prachtausgabe der Beschreibung des neuen Schweriner Schlosses über den Thron- und den an die Ahnengalerie anschließenden Goldenen Saal: „Der Thronsaal und der goldene Saal, von welchem später die Rede sein wird, gehören in dieser Hinsicht unbedingt zu den imposantesten ­Festräumlichkeiten, welche die neuere Zeit geschaffen hat. Aller Reichthum der Decoration, dessen die Renaissance in Form und Farbe fähig ist, kommt in ihnen zur vollen Geltung“ (Stüler et al. 1869; Abb. 8).

Abbildung 8. 

Blick in den Thronsaal des Schweriner Schlosses. Im Stil des Historismus werden hier verschiedene Renaissanceformen imitiert. Auffällig sind die 16 freistehenden Natursteinsäulen aus Carrara-Marmor (Foto: Ulf Kempe).

Figure 8. General view of the throne room of the Schwerin castle. Various elements of the Renaissance are imitated in the style of Historism. Remarkable are 16 columns of natural Carrara marble (Photo: Ulf Kempe).

In der ersten Phase von 1843 bis 1851 wurde das Schlossbauprojekt von Hofbaumeister Georg Adolf Demmler (1804–1886) unter Beteiligung von Hofbaurat Hermann Willebrand (1816–1899) und unter Einbeziehung einiger Ideen aus dem Siegerentwurf des Dresdner Architekten Gottfried Semper (1893–1879) geplant und geleitet. Demmler musste aus politischen Gründen dann seinen Posten räumen und wurde durch den Berliner Baumeister Friedrich August Stüler (1800–1865) ersetzt. 1857 war das Vorhaben vollendet.

Die Verwendung von Naturstein in der Ausgestaltung des Thronsaals ist durch die sechszehn freistehenden Marmorsäulen in Kombination mit den steinernen Wandverkleidungen in den Sockelzonen über dem Fußboden recht augenfällig (Abb. 9). In der Schlossbeschreibung durch Stüler, den Intendanten der großherzoglichen Sammlungen Eduard Heinrich Franz Albert Prosch (1804–1878) und Willebrand von 1869 heißte es dazu: „An jeder der vier Wände sind vier Säulen von carrarischem, weissen, dunkel gestreiften Marmor (pavonazetto). Diese 16 Säulen, welche je zwei der vier Eingangsthüren und eins der vier Fenster einschliessen, sind fertig aus Carrara, die Schäfte von dem Bildhauer Baratta, die Postamente, auf denen sie stehen, von dem Bildhauer Vanelli geliefert. Die Säulen sind sämmtlich Monolithen von 11½ Fuss Höhe und 1⅓ Fuss unterm Durchmesser. Die Composita Kapitäle sind aus Stuck von dem Bildhauer Dankberg gearbeitet.“ Die detaillierte Beschreibung deutet bereits auf den Stellenwert hin, den die Verwendung von Naturstein für den beabsichtigten Gesamteindruck des Raumes hatte. Vergleiche des Marmors der Säulen mit weißem schwarz geädertem Marmor aus Carrara belegen, dass das Material im Thronsaal tatsächlich aus Norditalien stammt. Allerdings ist die verwendete Bezeichnung „Pavonazetto“ nicht korrekt, weil dieser Begriff eigentlich einen ganz anderen, in der Antike sehr beliebten Marmor von Docimium (heute Iscehisar) im Zentrum der kleinasiatischen Halbinsel (Anatolien, Türkei) meint, der ein mit der in Schwerin verwendeten Varietät von carrarischem Marmor in etwa vergleichbares Aussehen hat. Der mit schwarzen Äderchen gezeichnete Marmor aus Carrara wird auch heute noch unter den Handelsbezeichnungen „Uliano venato“ und „Bianco Carrara Venato“ auf dem Markt angeboten.

Abbildung 9. 

Nach Stüler et al. (1869) wurden die Säulen und die Postamente im Thronsaal jeweils von zwei verschiedenen italienischen Bildhauern in den Steinbrüchen von Carrara gefertigt. Am Postament fällt die Verblendung mit Giallo antico ins Auge. Das Gestein an den Sockelzonen der Wände erscheint als dunkelgrüne, fast schwarze Breccie (Foto: Ulf Kempe).

Figure 9. According to Stüler et al. (1869), the columns and their bases in the throne room were made by two Italian sculptors in the quarries near Carrara, respectively. At the base, plates of Giallo antico are noticeable. The rocks at the lower zones of the walls appear as dark green, nearly black colored breccias (Photo: Ulf Kempe).

Ungenauigkeiten bei der Verwendung von Handelsnamen für die verschiedenen Sorten von Dekorsteinen waren im 19. Jahrhundert recht häufig. Allerdings scheint es sich hier um eine ganz bewusste Benennung des Marmors als „Pavonazetto“ zu handeln, wohl mit dem Ziel, das Material aufzuwerten. Bei dem zweiten im Thronsaal verwendeten Naturstein, der hier im Fokus der weiteren Betrachtung stehen soll, scheint es sich ganz ähnlich zu verhalten. Über das dunkelgrüne, nahezu schwarz erscheinende Gestein schreiben die oben zitierten Autoren: „Die Wände sind bis zwei Fuss hoch mit Lambris von polirtem Verde antico umgeben, welcher in der Schleifmühle in Schwerin bearbeitet ist.“

Verde antico

Bei dem als Verde antico bezeichneten Gestein (auch „verde antique“, „marmor atracium“ oder „marmor thessalicum“, nicht zu verwechseln mit dem oben erwähnten „Profido verde antico“) handelt es sich um eine der in der Zeit von Renaissance, Barock und Klassizismus am höchsten geschätzten „antiken Marmorsorten“, wobei die Bezeichnung „Verde antico“ wohl erst im 19. Jahrhundert aufkam (Melfos 2008). Bereits in der römischen Antike wurde Verde antico im Wert nur von wenigen Gesteinssorten wie dem berühmten „Gestein der Imperatoren“, dem Porfido rosso aus Ägypten, dem oben erwähnten grünen Lapis Lacedaemonius aus Griechenland und dem Marmor Pavonazetto aus Docimium übertroffen. Verwendet wurde Verde antico ab dem 1. Jahrhundert und in besonders großem Umfang in der Zeit des Byzantinischen Reichs unter anderem für ganze Säulen und prunkvolle Sarkophage in den damals errichteten Kirchen (Melfos 2008). So wurde „marmor thessalicum“ auf einem nahe Sizilien im 6. Jahrhundert gesunkenen Schiff aus Byzanz gefunden, dass mit bereits bearbeitetem Steinmaterial wie Säulen und Kapitellen offensichtlich für einen Kirchenbau nach Italien unterwegs war (Berlinghieri und Paribeni 2011).

Im 18. Jahrhundert taucht das Gestein zusammen mit anderen farbigen Sorten häufig an repräsentativen Büsten und Postamenten auf (Abb. 10) oder diente für Rahmungen wie beispielsweise am Antependium des 1719–1720 errichteten Altars in der Schlosskirche von Rastatt. Verde antico wurde in sehr dünne Plättchen geschnitten auch zur Gestaltung von ganzen Tischplatten für Prunktische verwendet wie beispielsweise im Interieure des ab 1769 errichteten klassizistischen Landhauses in Wörlitz zu besichtigen ist. In wohl all diesen Fällen sind Spolien von bereits in der Antike verarbeitetem Material nachgenutzt worden, da für diese Zeit kein Abbau am Ursprungsort nachweisbar ist (Melfos 2008). Nachweislich stammt der für das Tabernakel in der Schlosskapelle von Kynžvart (Nordwestböhmen) verwendete Verde antico (Abb. 11) aus einer antiken Quelle. Das Kunstwerk wurde im Auftrag von Papst Gregor XVI. (1765–1846; reg. ab 1831) zusammen mit dem zugehörigen Altar für den damaligen Schlossherren von Kynžvart, den österreichischen Außenminister und Kanzler Fürst Klemens Wenzel Lothar von Metternich (1773–1859) angefertigt. Hierbei kamen verschiedene Dekorsteinarten zum Einsatz, die 1823 nach dem Brand und dem nachfolgenden Abriss der letzten antiken Basilika in Rom, der Basilika San Paolo fuori la mural (Sankt Paul vor den Mauern; erbaut im 4. Jh.) verfügbar geworden waren. Die neu gestaltete Kapelle in Kynžvart wurde im Zuge des zwischen 1820 und 1839 erfolgten vollständigen Umbaus des Schlosses im Em­pire-Stil im Jahre 1833 geweiht (Ulrych 2015).

Abbildung 10. 

Im 17. und 18. Jahrhundert wurden Spolien aus Verde antico für die Gestaltung repräsentative Büsten eingesetzt wie hier am Sockel einer Anfang des 18. Jahrhunderts in Florenz von Francesco Ginghi (1689–1762) gefertigten Venusbüste aus Amethyst, einer getreuen Kopie der Venus Medici in der Tribuna der Uffizien (Grünes Gewölbe, Dresden, Inv.-Nr. V 592; Foto: Dirk Weber, SKD).

Figure 10. During the 17th and 18th Centuries, spolia of Verde antico were used in the design of highly valued busts as in the case shown in the Figure. The base of the amethystine bust of a Venus made at the beginning of the 18th century in Florence by Francesco Ginghi (1689–1762) consists of Verde antico (Grünes Gewölbe, Dresden, inventory number V 592). The bust is a faithful copy of the Venus Medici in the Tribuna of the Uffizien (Photo: Dirk Weber, SKD).

Abbildung 11. 

Tabernakel des Altars der Schlosskapelle in Kynžvart (Nordwestböhmen) mit klassischem Verde antico, „Alabaster“ (Sinterkarbonat), Giallo antico und einem weiteren Kalkstein oder Marmor. Der Altar entstand zwischen 1823 und 1833 und ist ein Geschenk von Papst Gregor XVI. an den damaligen Schlossherren und österreichischen Kanzler Fürst von Metternich. Für den Altar wurden Marmor und andere Dekorsteine aus der nach einem Brand abgerissenen, aus dem 4. Jahrhundert stammenden römischen Basilika „St. Paul vor den Mauern“ verwendet (Foto: Ulf Kempe).

Figure 11. Tabernacle on the altar in the palace chapel in Kynžvart (Northwestern Bohemia) made of classical Verde antico, alabaster (carbonate sinter), Giallo antico and another limestone or marble. The altar was constructed between 1823 and 1833 and was presented to the former owner of the palace and chancellor of Austria duke von Metternich by pope Gregor XVI. For the altar, marble and other stones from the basilica San Paolo fuori la mural in Rome could be used after the building from the 4th Century burned down in 1823 (Photo: Ulf Kempe).

Die gelegentlich für Verde antico verwendete Bezeichnung „marmor atracium“ ist irreführend, da das antike Atrax etwa 35 km weiter entfernt flussaufwärts des Pinios gelegen ist. Die historischen Abbaue befanden sich sehr wahrscheinlich unter der Kontrolle der näher gelegenen antiken griechischen Städte wie Larisa. Bis in das 6. Jahrhundert hinein wurde Verde antico in zwei Steinbruchfeldern am Berg Chasampalis (Chasanbali) nahe Larisa, der heutigen Hauptstadt der Region Thessalien, gebrochen (Melfos 2008). Ab etwa 1900 begann nach der Wiederauffindung der Brüche dann erneut ein größerer Abbau, der bis 1985 andauerte (Price 2007).

Geologisch gesehen findet sich Verde antico am Berg Chasampalis als Breccie innerhalb einer großen Deformationszone ophiolitischer Serpentinite im Kontakt mit angrenzenden triassischen und jurassischen Marmoren. Die Prozesse intensiver Überschiebung, Verschuppung und Mylonitisierung der ultrabasischen Gesteine werden in die frühe Kreidezeit datiert (Melfos 2004). Sie gingen mit einer intensiven Karbonatisierung der Breccien einher.

Untersuchung des Gesteins in den Wandverkleidungen des Schweriner Thronsaals

Während der Arbeiten zur Rekonstruktion der alten Schweriner Schleifmühle mit dem Ziel ihrer musealen Nutzung konnten auf dem Grundstück zahlreiche Artefakte geborgen werden, die die Geschichte der Anlage dokumentieren. Darunter befindet sich ein einseitig poliertes Reststück desselben Materials, wie es für die Sockelverkleidungen im Thronsaal des Schlosses verwendet wurde. Die Spolie belegt einerseits, dass das Gestein tatsächlich in der Schleifmühle verarbeitet wurde. Der Fund ermöglicht andererseits eine einfache, direkte und zerstörungsfreie Untersuchung des in der Schlossbeschreibung von 1869 erwähnten „Verde antico“ (Abb. 12, 13).

Abbildung 12. 

Spolie der Serpentinitbreccie vom Territorium der Schweriner Schleifmühle, die für die Raman-Messungen verwendet werden konnte (ca. 7,5 × 4,5 cm; Foto: Ulf Kempe).

Figure 12. Spoliated polished stone slab of serpentinite breccia found on the ground of the stone mill in Schwerin which could be used for the Raman measurements (approx. 7.5 × 4.5 cm; Photo: Ulf Kempe)

Abbildung 13. 

An weniger auffälligen Stellen wie hier in einer Ecke des Thronsaals kann man gut die hellen karbonatreichen Partien in der Breccie erkennen, wie sie auch in der Spolie aus der Schleifmühle zu sehen sind (vergleiche Bild 12; Foto: Ulf Kempe)

Figure 13. In places in the throne room not attracting much attention as in this room corner, light zones consisting of carbonate are well discernible within the breccia similar as in the stone slab from the stone mill (cf. Abb. 12; Photo: Ulf Kempe).

Eine Betrachtung der Gesteinsplatten im Sockelbereich der Wände im Thronsaal des Schweriner Schlosses macht deutlich, dass es sich bei dem fraglichen Gestein um eine Breccie handelt. Trotz der insgesamt recht dunklen Färbung sind die unregelmäßigen Gesteinsbruchstücke überall gut erkennbar (Abb. 9). Die Farbe und das Gefüge legen die Vermutung nahe, dass es sich hier ursprünglich um ein basisches oder ultrabasisches Gestein gehandelt haben muss. In einigen weniger auffälligen Bereichen direkt über dem Fußboden oder in den Ecken des Raumes kann man sehr helle weiße bis blass rosa gefärbte Bereiche in der Matrix erkennen, die stark mit der sonstigen dunklen Farbe der Breccie kontrastieren (Abb. 13). Es ist bei diesem Erscheinungsbild zweifelhaft, dass es sich bei dem Material tatsächlich um Verde antico handelt, da sich das klassische antike Gestein durch eine lichtgrüne Färbung und das Auftreten von weißen Marmorklasten sowie dunkler Schiefereinschlüsse in der hellen, mit Serpentin verwachsenen calcitischen Grundmasse auszeichnet (Abb. 10; vergleiche auch die Nachbildung in Stuckmarmor – Abb. 6).

Zur genaueren Gesteinsbestimmung wurde die Raman-Spektroskopie verwendet, da diese im gegebenen Fall eine schnelle und zerstörungsfreie Bestimmung der gesteinsbildenden Minerale ermöglicht. Zum Vergleich konnte eine Gesteinsplatte von klassischem Verde antico aus den Petrologischen Sammlungen der TU Berg­akademie Freiberg untersucht werden (Abb. 14). Bei den Messungen kam ein Raman-Spektrometer XploRA Plus der Firma Horiba Jobin Yvon, ausgestattet mit einem Mikroskop Olympus BX 41 zum Einsatz. Verwendet wurden ein 10× und ein 100× Objektiv mit einer numerischen Apertur von 0,25 bzw. 0,9. Die Leistung des grünen Halbleiterlasers mit einer Emissonswellenlänge von 532 nm lag auf der Probe zwischen 4 und 14 mW. Gemessen wurden 100 Scans zu jeweils 1 s Einzugszeit bei einem Eintrittsspalt von 50 bzw. 100 µm. Die Dispersion erfolgte über ein 1800 l/mm Gitter. Zur externen Eichung des Gerätes wurde die Linie von elementarem Silizium bei 520,6 cm–1 genutzt. Es kamen keine Polarisatoren zum Einsatz. Trotzdem sind die Spektren wegen der starken Eigenpolarisation des Lasers stark richtungsabhängig.

Abbildung 14. 

Typischer Verde antico in Form einer polierten Platte aus den Petrologischen Sammlungen der TU Bergakademie Freiberg (12,0 × 10,0 cm; Inv.-Nr. PeSa 1054, aus der Sammlung Hartenstein, Saalburg, 1989). Als Fundort ist irrtümlich Atrax angegeben (Foto: Ulf Kempe).

Figure 14. Slab of typical Verde antico from the Petrological collections of the TU Bergakademie Freiberg (12.0 × 10.0 cm; inventory number PeSa 1054, from the collection Hartenstein, Saalburg, 1989). Atrax is erroneously given as the place of origin (Photo: Ulf Kempe).

Abbildung 15. 

Repräsentative Ramanspektren der Serpentine aus dem Thronsaal in Schwerin (oben) und von klassischem Verde antico aus Thessalien (unten). Links: Strukturschwingungen; rechts: Schwingungen der OH-Gruppen. Die Spektren entsprechen Lizardit (mit leichten Übergängen zu Chrysotil, oben) beziehungsweise Antigorit (unten).

Figure 15. Representative Raman spectra of serpentine from the throne room in Schwerin (top) and from classical Verde antico from Thessaly (bottom). Left: structural modes, right: OH modes. The spectra represent lizardite (with some chrysotile; top) and antigorite (bottom).

Das Gestein des Thronsaals besteht im Wesentlichen aus zwei Mineralen. Die dunklen Partien werden von einem Serpentin gebildet, der eine gute Ramanstreuung aufweist (Abb. 15). Der Zement der Breccie besteht aus Calcit (Abb. 16). Calcit findet sich ebenso bis in die dunkelsten, fast schwarzen Bereiche der Bruchstücke als kleine, makroskopisch wenig auffällige Körner, die in Serpentin eingewachsen sind. Solche stark metamorphisierten, serpentinisierten und karbonatisierten ultrabasischen Gesteine werden in der Petrographie als Ophicalcite bezeichnet.

Abbildung 16. 

Repräsentative Ramanspektren der Karbonate in der Grundmasse beider Ophicalcite. In beiden Fällen handelt es sich um Calcit.

Figure 16. Representative Raman spectra of carbonates in the ground mass of the ophiclacites. In both cases, we are dealing with calcite.

Auch der Verde antico aus Thessalien ist ein Ophicalcit. Allerdings ist der in der Matrix weit überwiegende Calcit (Abb. 16) hier sehr dünnplattig bzw. strahlig ausgebildet und auf das feinste mit den sehr kleinen Serpentinplättchen verwachsen, was die lichtgrüne Farbe des Gesteins hervorruft. Es ist wegen der geringen Größe und der Verwachsungsverhältnisse schwierig, repräsentative Raman­spektren des Serpentins aufzunehmen, auch weil das Mineral in diesem Fall ein deutlich schlechteres Streuvermögen aufweist. Zudem deuten die erheblichen Linienbreiten auf einen niedrigeren Ordnungsgrad hin. Der hohe Untergrund in den Spektren ist auf die intensive gelbe Lumineszenz des Minerals zurückzuführen (Abb. 15).

Prinzipiell erlaubt die Ramanspektroskopie eine genauere Diagnose der untersuchten Serpentingruppenminerale. In der Literatur wird dazu die Nutzung der charakteristischen Schwingungen der OH-Gruppen empfohlen, obwohl neuere Untersuchungen einige methodische Schwierigkeiten bei diesem Verfahren aufzeigen (Petriglieri et al. 2015, Tarling et al. 2018 und darin zitierte Arbeiten). Um die Diagnose der Serpentingruppenminerale zusätzlich abzusichern, wurden deshalb einige Belegstücke von Lizardit (Snarum, Norwegen), Chrysotil (Fassatal, Tirol, Österreich) und Antigorit (Karletal, Tirol, Österreich) aus den Mineralogischen Sammlungen der Bergakademie Freiberg unter denselben analytischen Bedingungen wie die Serpentine der Ophicalcite gemessen. In unserm Fall ist es sowohl über die Lage der Strukturschwingungen, insbesondere der symmetrischen Tetraederschwingungen bei 385 cm–1 (Lizardit) bzw. 375 cm–1 (Antigorit), als auch unter Nutzung der Spezifik der OH-Gruppenschwingungen möglich, den Serpentin des Verde antico eindeutig als Antigorit zu bestimmen (Tab. 1, vgl. auch Liu et al. 2023). Antigorit ist das einzige in der untersuchten Probe nachweisbare Serpentingruppenmineral. Der Befund stimmt mit den publizierten Ergebnissen aus der Röntgendiffraktometrie (XRD) an Proben vom Originalfundort überein (Melfos 2008).

Tabelle 1.

Vergleich der Lage der gemessen Raman-Moden (in cm–1) für die Serpentingruppenminerale im Gestein aus dem Schweriner Thronsaal (Spolie vom Territorium der Schleifmühle) und in Verde antico (Thessalien, Griechenland) mit Literaturwerten (Petriglieri = Petriglieri et al. 2015; Tarling = Tarling et al. 2016).

Serpentin Thronsaal Serpentin Verde antico Chrysotil Antigorit Lizardit Polyhedral
(Petriglieri) (Tarling) (Petriglieri) (Tarling) (Petriglieri) (Tarling) (Tarling)
Interne und externe Strukturschwingungen
128 127 135 129
229 230 234 230 229 230 230 331 230
384 373 389 389 374 377 385 385 386
623 638 623 638 635 621 623
687 683 692 690 683 685 690 690 690
1101 1045 1101 1045 1093–1098 1092
OH-Moden
3650 3651 3650 3660 3650 3660
3667 3665 3667
3685 3683 3681 3682
3695 3691 3691
3697 3698 3697 3695 3696
3700 3703 3701 3705

Der Ophicalcit des Thronsaals besteht hingegen überwiegend aus Lizardit. Die Linien bei 3678 und 3659 cm–1 weisen auf gewisse Anteile von Chrysotil-Asbest und/oder Übergangsphasen zwischen beiden Polymorphen wie polyhedralen oder polygonalen Serpentin hin (Tarling et al. 2018). Die Ergebnisse belegen, dass der griechische Ophicalcit von Larisa nicht nur ein anderes Gefüge aufweist, sondern auch bei wesentlich höheren Temperaturen entstanden sein muss, als das Gestein im Schweriner Thronsaal (Tarling et al. 2018).

Woher stammt der Ophicalcit im Schweriner Schloss?

Da das Material im Thronsaal des Schweriner Schlosses kein klassischer Verde antico ist, stellt sich die Frage, woher das Gestein stammt. Obwohl Ophicalcite naturgemäß nur sehr selten an der Erdoberfläche auftreten, lässt sich in Europa doch eine Reihe von Vorkommen ausmachen, die teils schon in der Vergangenheit wegen ihrer ungewöhnlichen Farbe und Struktur, aber auch dank ihrer Festigkeit und relativ leichten Verarbeitung als Dekorgesteine genutzt wurden.

Zunächst fällt dabei ein anderes bekannteres Gestein aus Griechenland ins Auge, der Ophicalcit „Verde Tinos“ von der gleichnamigen Insel aus der Gruppe der Kykladen in der Ägäis. Die Breccie von Tinos ähnelt optisch dem Ophicalcit aus dem Schweriner Schlosssaal und wurde schon im 19. Jahrhundert häufig als Ersatz für klassischen Verde antico verwendet. Verde Tinos wurde in der Antike und dann wieder ab der Mitte des 19. Jahrhunderts abgebaut. Das Gestein ist auch heute noch neben dem weißen Marmor der Insel in größerem Umfang auf dem Markt. Allerdings ist in diesem Fall wie bei Verde antico Antigorit das dominierende Serpentingruppenmineral. Lizardit und Chrysotil treten nur sehr selten auf. Daneben wird häufiger Chlorit gefunden. Das wichtigste Karbonat ist Calcit, nur selten findet sich Dolomit (Mavrogonatos et al. 2014). Wegen der Mineralzusammensetzung ist es eher unwahrscheinlich, dass der Ophicalcit aus Schwerin von der Insel Tinos stammt. Zu einem weiteren Vorkommen von Ophicalcit in Griechenland, dem von Nauossa auf der Insel Paros, mit einem ähnlichen makroskopischen Erscheinungsbild wie dem des Gesteins in Schwerin, liegen uns bisher keine Erkenntnisse über die Mineralzusammensetzung und eine etwaige historische Nutzung vor. Nachweislich ist das Gestein erst seit 1984 im Abbau.

Auf der Iberischen Halbinsel sind drei historisch genutzte Vorkommen von Serpentinit und Ophicalcit bekannt: Verde Pirineos von Moeche (Galizien, Spanien), Verde Macael (Andalusien, Spanien) und Verde Donai in Portugal. In den inzwischen stillgelegten Steinbrüchen von Moeche ist das Hauptmineral des Serpentinits Lizardit, Chrysotil tritt nur in sekundären Spalten gemeinsam mit Calcit auf. Ophicalcit ist für das Vorkommen nicht beschrieben (Pereira 2012, Navarro et al. 2013). Im Gegensatz dazu sind die serpentinreichen Gesteine von Macael häufig Ophicalcite. Das einzige nachgewiesene Serpentingruppenmineral ist Antigorit. Neben Calcit treten noch Magnetit, Chlorit, Pyroxen und Talk auf (Navarro et al. 2013). Auch im Ophicalcit von Donai ist Antigorit das einzige nachgewiesene Serpentingruppenmineral (Rivero et al. 2019). Im Gegensatz zu allen vorherigen Publikationen derselben Autoren wird in der zuletzt zitierten Arbeit allerdings behauptet, dass in Macael Lizardit und in Moche Antigorit die dominierenden Serpentingruppenminerale darstellen. Dieser offensichtliche Widerspruch zu den vorherigen Untersuchungen wird in der zitierten Publikation leider weder thematisiert noch aufgelöst. Letztlich lässt sich bisher keiner der Serpentinite und Ophicalcite aus Spanien oder Portugal mit dem Material aus Schwerin in Verbindung bringen.

Auch in Norditalien gibt es mehrere bedeutende Vorkommen von Ophicalcit. Schon seit längerer Zeit, mindestens seit den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts (Sandrone et al. 2004), wahrscheinlich aber schon mehr als hundert Jahre früher (Hoffmann 1812), werden die Lagerstätten im Aosta-Tal in den italienischen Westalpen genutzt und das Material als „Verde alpi“ vermarktet. Nachweisbar sind hier die Minerale Antigorit (selten auch Chysotil), Calcit und Dolomit neben Tremolit, Magnetit, Chlorit, Spinel und Sulfiden (Sandrone et al. 2004). Die Gesteine weisen durch ihre intensive Faltung eine sehr abwechslungsreiche, meist schlierige Textur auf, die sich sowohl von der des Verde antico als auch von der der Breccien im Schweriner Thronsaal unterscheidet. Der Edelserpentin aus den italienischen Zentralalpen, der erst seit Beginn unseres Jahrhunderts genutzt wird, kommt für unsere Betrachtungen ebenfalls nicht in Frage. Neben Lizardit, Chrysotil und Antigorit wurden hier Calcit, Dolomit, Quartz und Chlorit als Gesteinsbestandteile nachgewiesen (Adamo et al. 2016).

Mehrere Vorkommen von Serpentinit und Ophicalcit finden sich entlang der Küste und innerhalb von Ligurien sowie auf Korsika (Cortesogno et. al. 1980). In unserem Kontext ist die „Breccia die Levanto“ von Interesse, da sie makroskopisch ein sehr ähnliches Erscheinungsbild aufweist wie die Serpentinitbreccie im Thornsaal des Schweriner Schlosses. Das Gestein wurde ab dem 17. bis in das 20. Jahrhundert hinein abgebaut und innerhalb der Region in größerem Umfang verwendet. Besonders begehrt war allerdings die durch die Oxidation von Magnetit zu Hämatit rötlich gefärbte Varietät aus den oberen Bereichen des Abbaus, heute bekannt als „Levanto rosso“. Als Hauptminerale der Serpentinite werden Lizardit und für die Gesteine in tektonischen Klüften und Gängen Chrysotil angegeben (Fratini et al. 2022). Prinzipiell kämen die Abbaue von Levanto somit als Quelle für die Ophicalcite im Schloss Schwerin in Betracht. Allerdings werden in der zitierten Arbeit keine konkreten petrologischen oder mineralogischen Untersuchungsergebnisse präsentiert oder zitiert, die eine solche Annahme stützen könnten.

Zuletzt sei noch auf das Serpentinitvorkommen bei Wurlitz in der Müncheberger Gneissmasse in Bayern nahe Bayreuth verwiesen. Nach den an historischem Material des 19. Jahrhunderts aus den Petrologischen Sammlungen der TU Bergakademie Freiberg gewonnenen Untersuchungsergebnissen ist das prinzipielle Serpentingruppenmineral in den dortigen Gesteinen Lizardit. Ob auch Ophicalcit vorkommt, konnte bisher nicht festgestellt werden. Über die Nutzung der längst aufgelassenen Steinbrüche ist bisher nur wenig bekannt geworden. Der Serpentinit ist aber bereits im 2. Band des „Handbuchs der Mineralogie“ des Werner-Schülers und Mitarbeiters Carl August Friedrich Hoffmann von 1812 beschrieben. Auch heute wird in Oberfranken noch Serpentinit als Schottermaterial in Steinbrüchen gewonnen.

Es muss vorerst offen bleiben, woher das Rohmaterial für die Wandverkleidungen im Schweriner Thronsaal stammt. Zu bemerken ist jedoch, dass das Gestein in der nahen Schleifmühle verarbeitet wurde und nicht wie die Marmorsäulen aus Carrara vor Ort im Steinbruch. Letzteres Verfahren ist im Allgemeinen vorzuziehen, da die Gesteine direkt nach dem Brechen leichter zu bearbeiten sind und gleichzeitig Transportkosten gespart werden. Für den Ophicalcit könnte man daher annehmen, dass das genutzte Vorkommen verkehrstechnisch relativ günstig zu erreichen war wie etwa bei Wurlitz per Eisenbahn oder in Ligurien mit dem Schiff.

Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass die italienischen Stuckateure im Schweriner Schloss auch den Ophicalcit aus dem Thronsaal nachgebildet haben. So findet sich zum Beispiel eine Stuckimitation des Gesteins in einem der Turmzimmer des Hauptgeschosses (Abb. 17).

Abbildung 17. 

Nachbildung des Ophicalcites aus dem Thronsaal in Stuck in einem der Turmzimmer des Hauptgeschosses im Schweriner Schloss (Mitte rechts; Foto: Ulf Kempe).

Figure 17. Stucco imitation of ophiocalcite from the throne room in one of the tower rooms on the main floor of the Schwerin castle (in the middle right; Photo: Ulf Kempe).

Danksagungen

Der Autor dankt Herrn Ralf Gehler für wertvolle Literaturhinweise. Herr Waldemar Leide und Herr Michael Zimmermann vom Museum Schleifmühle Schwerin ermöglichten die Untersuchungen an der auf dem Mühlengelände aufgefundenen Spolie. Weitere Fakten und Literatur zu den Mecklenburger Schlössern teilte freundlicherweise Frau Claudia Köhler mit. Dank auch an das Grüne Gewölbe in Dresden für die Bereitstellung eines Fotos der Venusbüste aus Amethyst. Michael Gäblein, Christin Kehrer und Daniel Hamann unterstützen die Untersuchungen durch die Bereitstellung von Vergleichsmaterial aus den Geowissenschaftlichen Sammlungen der TU Bergakademie Freiberg. Allen Genannten sei für die stets freundliche und unkomplizierte Hilfe recht herzlich gedankt.

Literatur

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